Wie man gut anfangen kann

Gottes Segen zu Beginn eines neuen Lebensabschnitts ist gefragt und gewünscht

Bald fangen wieder viele neu an oder stecken gerade schon drin: am Ausbildungsplatz, nach den Ferien im Kindergarten oder in der Schule, am  Arbeitsplatz nach dem Urlaub, vielleicht ja auch in einem neuen Job. Für andere kann es auch der Anfang im Ruhestand sein, einer neuen Lebensphase oder nach einem Umzug.

Bei all diesen Anfängen empfinden wir meist gleich: Da sind die Vorfreude und Lust auf das Neue da; Schwung, Elan und Begeisterung für das, was man anpacken und auf den Weg bringen will; aber eben auch Unsicherheit oder Zweifel, vielleicht sogar Angst vor dem, was da auf einen zukommt und einen fordert. Gut, wenn man das in Balance bringen kann, wie es in dem bekannten Wort von Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ heißt: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Die Schritte ähneln sich

Es gibt eine Fülle von Tipps dafür. Ob es ums Lernen für eine Prüfung, das Schreiben einer Arbeit, ein Projekt, um Sport oder eine Diät geht – die Schritte ähneln sich alle: Man soll sich klare Ziele setzen, mit einer positiven Einstellung rangehen, erste kleine Schritte gehen, die dann auch Erfolge bringen, sich Fehler zugestehen, Pausen machen, sich nicht überfordern, flexibel bleiben. Auch wenn das sehr „ratgebermäßig“ klingt, so stimme ich doch innerlich zu, hab’ es so probiert und erlebt. Ich weiß aber auch um die möglichen Schwierigkeiten und Probleme, die es gibt, wo ich mir selbst, andere oder die Umstände im Weg stehen können. Denn neben dem Anfangen ist dann das Weitermachen, Durchhalten und das zu Ende bringen die noch größere Herausforderung.
Christen vertrauen ihre Anfänge daher Gott an und erbitten dazu seinen Segen. Selbst bei der allge genwärtig rückläufigen Kirchlichkeit und religiösen Bindung vieler Menschen ist Segen gefragt und gewünscht: Wenn die Kleinen mit der Schule anfangen, vor Prüfungen, bei Taufe und Heirat.

Menschen spüren, ich allein kann und muss nicht alles in der Hand haben. Ich hoffe, dass Gottes Segen mir hilft und mich begleitet. Gottes eigenes Anfangen damals mit der Welt und uns Menschen steht dafür. So wie er Ordnung ins Chaos bringt, Tag für Tag das Leben entfaltet und vor allem, dass er alles anschaut und gutheißt, das ist wohl tief im Gedächtnis der Menschen aufbewahrt. Denn wo nicht um Segen gebeten oder dieser zugesprochen wird, da gibt es immer noch die guten Wünsche, die Menschen einander zusagen.

Der Herr lasse gedeihen …

Für das Anfangen und Weitergehen gibt dieser Sonntag zwei schöne Impulse, wenn in der Liturgie die Lesung aus dem Buch der Weisheit und hoffentlich auch Psalm 90 dazu ihren Platz haben. Da ist die Rede davon, dass Gott dem Menschen Weisheit schenkt, damit er dessen Handeln verstehen lernt, seine Pfade gerade werden, letztlich der Mensch sogar gerettet wird. Das ist mehr als Gelassenheit, sondern eine Haltung, die das Leben mit Gott gestaltet,in die Weite seiner Liebe hineinlegt und seiner Führung anvertraut. Ich möchte es mit Hermann Hesse jenen „Zauber“ nennen, der unser Anfangen beschützt. Oder wie es der Beter im Psalm 90 einmal gesagt hat: „Güte und Schönheit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Lass gedeihen das Werk unsrer Hände, ja, das Werk unsrer Hände lass gedeihen!“ (Ps 90,17). So lässt es sich gut anfangen, weitermachen und enden.

Text & Bild:
Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl