Impressionen von Fronleichnam nebst Ansprache

Zweifaches und Paarweises strukturiert unser Leben: Himmel und Erde, Tag und Nacht, Mann und Frau. Sie benennen mehr als Verbindung oder Zusammengehörigkeit, sondern durchaus auch ein spanungsvolles Zueinander, manchmal auch Gegeneinander, aber gerade darin beziehungsreich, kraftvoll und mit schöpferischem Potenzial.

Christsein prägt das Zueinander von Gott und Mensch. Auf zweifache Weise kann man diesem Zueinander auf die Spur kommen. Seit Jahrhunderten wird das praktiziert und hat sich bewährt. Gerade hier in Waldsassen muss man das wissen: ora et labora – bete und arbeite! Weiter gefasst: actio et contemplatio – Tat und Betrachtung!

„Neudeutsch“ kaum zu übersetzen. Action ja, aber dann: relaxen, chillen, Wellness… Das trifft es nicht, aber es geht in die Richtung als notwendiges Gegenstück zum ständigen „in action“ sein, ob von anderen oder sich selbst ständig gefordert.

Actio et contemplatio auch im heutigen Evangelium der Brotvermehrung. Es gab genug zu tun: die Situation und was gefordert ist, erkennen und benennen; die Leute in Gruppen setzen lassen; bringen was da ist, auch wenn es nur fünf Brote und zwei Fische sind. Aber das allein genügt nicht. Die actio braucht das Aufblicken Jesu zum Himmel, zu seinem Vater als das dankbare Betrachten seiner Gaben und seiner Güte, die das gibt, was uns satt macht, was erfüllt, was die Sehnsucht des Menschen stillt.

Das Fronleichnamsfest ist ebenfalls davon geprägt: es braucht viel actio, viel Vorbereitung, viel Men und Women Power, jetzt die Prozession… aber es geht nicht ohne die contemplatio – das Innehalten an den Altären und das Schauen auf IHN. Sonst laufen wir ins Leere, es würde auf Dauer keinen Sinn machen.

In Jesus Christus ist das Zueinander von Gott und Mensch zu einer heilvollen Einheit geworden. Mit ihm können wir das auch für unser Leben finden.

Jetzt kommt es darauf an, das in den Alltag mitzunehmen, damit wir dort auch diese Balance finden.

Predigt: Pfarrer Dr. Thomas Vogel
Bilder: Ferdinand Sperber, Markus Scharnagl