Osternachtfeier in der Stiftsbasilika – „Ostern soll erregen!“

Der Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres wurde in Waldsassen wieder mit einer beeindruckenden Osternachtfeier begangen. Schon vor dem Einzug der Osterkerze spiegelt sich das große Osterfeuer auf dem Basilikaplatz im goldenen Kugeltabernakel der Basilika und nimmt sie die Gläubigen in der Basilika mit hinein in den Auftakt der Feier. Stadtpfarrer Thomas Vogl segnete draußen zusammen mit den Mitbrüdern P. Marianus und Pfarrvikar Markus Hochheimer,  über 50 Ministrantinnen und Ministranten, den Kommunionkindern und Firmlingen das Feuer bereitet die Osterkerze, die dann am Zug der langen Prozession von P. Marianus in die dunkle Basilika getragen wurde. Mit dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ wurde ihr Licht an alle Gläubigen weitergegeben, um dann im Schein der vielen Lichter das Exsultet, das Osterlob zu singen.

Dann wurde Nachtwache gehalten mit den Lesungen der Schöpfungsgeschichte, dem Auszug aus dem roten Meer und der Verheißung des Propheten Ezechiel, dass Gott uns allen ein Herz aus Fleisch gibt. Nach den Wochen der Fastenzeit wurde nach der neutestamentlichen Lesung das Halleluja erstmals wieder mit großer Freude gesungen, der Freude der Osterbotschaft, die im Evangelium verkündet wurde. „Christ ist erstanden“ – das  Osterlied der Gemeinde bekräftige noch einmal, was gerade verkündet wurde.

Den Begriff der „Erregungsgesellschaft“ als eine Beschreibung gegenwärtiger Phänomene ständiger Empörung und Vorwürfe, griff Stadtpfarrer Thomas Vogl in seiner Osterpredigt auf. „Ein Grund dafür liegt im Wesen des Menschen, der von Natur aus eher doch ein Angsthase ist. Mediale Strukturen und Vorgänge nutzen das und beuten den Menschen fast regelrecht aus damit. Natürlich gibt es Situationen und Erfahrungen, die uns Angst machen und aus der Bahn werfen können. Tod und Ungewissheit lösen das zutiefst aus. Davon erzählen die Osterbericht immer zuerst. Schrecken und Entsetzen packt die Frauen, so der Evangelist Markus. Sie fliehen und behalten das, was sie gesehen haben, für sich. Keine Erregung, keine Aufregung darüber, sondern Schweigen. Ostern kommt ins Stocken. Markus erwähnt zum Schluss seines Evangeliums, dass der Auferstandene noch einmal Maria von Magdala erscheint und als die Jünger ihrer Botschaft immer noch nicht glauben, ergreift er selbst die Initiative und tadelt die Jünger für ihren Unglauben und ihre Verstocktheit. Eine Erregungsgesellschaft, diese Jünger. Und heute?“

„Die Dynamik der Erregungsgesellschaft würde ich mir manchmal für uns Christen wünschen. – so Stadtpfarrer Vogl. „Nicht die Methoden und Folgen, aber diese Dynamik. Erregung hat ja auch etwas mit Vitalität zu tun, körperlich, seelisch, emotional. Wo ist das spürbar in unserem Leben als Christen, der Verkündigung, der Feier der Gottesdienste? Ostern ist das Fest schlechthin, das anregen und erregen soll im guten Sinn: mein Leben und die Welt sind nicht schlecht und bedauernswert, aber auch immer noch zu verbessern. Schöpfungsgeschichte und Exodus gehören zu jeder Osternachtfeier, auch zu jedem Mesnschenleben. Anfang und Durchbrüche immer wieder aufs Neue von der Auferstehung Jesu her inspiriert.“

Unsere Taufbewerberin, Frau Nicole Katsikis hat sich von der frohen Botschaft und von Menschen, die diese leben, anregen lassen. Da ist etwas in Bewegung gekommen, hat eine Dynamik erhalten. So ist ihre Taufe nicht nur für sie ein Ziel und Anfang zugleich, sondern auch die Anfrage an mich: Angsthase oder „Osterhase“ Ostern ist das Fest eines erwachsenen und reif gewordenen Glaubens. Eines Glaubens, der Erregungspotential hat, Kräfte weckt. Lassen wir uns darum nicht davon abhalten, wie der junge Mann am Grab die Osternbotschaft auszurichten. Mag sie für so manche keine Anregung mehr enthalten, so hat sie doch dieses Potential. Sie will kein Selbstläufer sein, sondern braucht mich und dich, damit sie weitergeht. Christen haben von Ostern her das Zeug, in vitalen Sonne zu erregen, Lebensfreude und Lebenskraft zu wecken, weil uns vor der Zukunft nicht bange sein muss. Ostern verheißt eine Zukunft, die mich im Heute zuversichtlich leben und die Welt gestalten lässt.“

Ein bewegender Moment war schließlich die Erwachsenentaufe von Frau Nicole Katsikis und ihre anschließende Firmung, zu der ihr Sohn Dominik als Ministrant der Pfarrei das Chrisamöl brachte. Auch das Kind Lena Tragl wurde durch die Taufe in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Schließlich erneuerten alle Gläubigen ihr Taufversprechen, zu dem dann das Osterwasser über die Gläubigen in der Basilika verteilt wurde.

Nach der Eucharistiefeier und Segnung der Osterspeisen wünschten die Mitarbeiter der Pfarrei allen Mitfeiernden frohe und gesegnete Ostern und verteilten auf dem Basilikaplatz, wo das Osterfeuer noch brannte und wie jedes Jahr von der Jugendfeuerwehr Waldsassen vorbereitet und während der Liturgie beaufsichtigt wurde, kleine gesegnete Osterbrote an alle Mitfeiernden. Die Glocken der Basilika läuteten festlich beim Hinausgehen und begleiteten die Osterwünsche, die man sich zusagte hinein in diese heiligste Nacht des Jahres