Predigt zum 4. Fastensonntag „Laetare“

Liebe Pfarrangehörige,

lieber Kinder, besonders liebe Erstkommunionkinder und Firmlinge,
liebe jungen Christen,
liebe kranke, ältere und einsame Mitchristen,
liebe Schwestern und Brüder!

Hier finden Sie die Video-Aufzeichnung der Predigt >>>

In diesen bedrängten und beängstigenden Zeiten möchte ich ganz bewusst eine positive Erinnerung wach rufen. Vor drei Jahren hat am 4. Fastensonntag „Laetare“ unser Bischof den neuen Altar in der Basilika geweiht und den Ambo gesegnet. Es war ein herrlicher Frühlingstag und die neu renovierte Basilika strahlte und glänzte. Wir feierten ein großes Fest des Glaubens, das uns bewegt und froh gemacht hat. Wir hatten allen Grund zur Freude.  (Auf der Homepage der Pfarrei sind schöne Bilder und Beiträge dazu www.pfarrei-waldsassen.de) Heute ist uns zwar ganz anders zumute, aber gerade deswegen brauchen wir positive Erinnerungen, nicht als wehmütigen Blick zurück, sondern als Ausblick und Weitblick für diese Zeit und darüber hinaus.

Unser neuer Altar aus Stein steht fest und unverrückbar. Gerade in diesen Tagen schaue ich immer wieder neu und auch dankbar auf Altar und Ambo, wie sie in der Basilika dastehen: stark, sicher, ruhend. Von den Orten, an denen wir unseren Glauben verkünden und feiern, geht eine Botschaft, geht Segen aus. Immer! Besonders jetzt!

In diesen Tagen suchen wir alle nach Halt und Verlässlichem. Die Fülle der Nachrichten kann verwirren und ängstigen. Keiner weiß wirklich, was am nächsten Tag sein kann. Gerade dann ist es so wichtig und heilsam, um das zu wissen, was mir Kraft gibt, was eine Hilfe ist. Bewusst möchte ich an dieser Stelle zuerst Gott dafür danken, dass es so viele Menschen gibt, die uns diesen Halt erfahren lassen. Sie handeln und entscheiden besonnen, aber auch entschieden. Mit Geduld und Umsicht, mutig und liebevoll sind sie für uns da. Sie machen ihre Arbeit – oft bis an die Belastungsgrenze, helfen, haben kreative Ideen, kommunizieren, informieren, schaffen Verbundenheit. Ob nun offiziell mit einem Amt, ehrenamtlich oder einfach als Mitmensch geschieht wirklich viel Gutes. Gott sei es jeden Tag gedankt!

Dass uns der Glaube, unser Gottvertrauen Halt gibt, das bekennen wir miteinander im Gottesdienst und es tut uns gut, als Gemeinschaft darin einander zu bestärken. Momentan ist es uns gemeinsam nicht möglich. Wie sehr schätzen wir doch unsere Basilika, die Gottesdienste, die festliche Kirchenmusik, unsere tollen Minis und alle Dienste, die alle miteinander immer wieder ein Fest des Glaubens feiern. Wie sehr haben wir uns auf die bewegenden Ostergottesdienste gefreut. Es ist nun eben anders. Dennoch vergessen wir nicht, dass Altar und Ambo da sind, da stehen, fest, sicher und unverrückbar. Christus selbst steht in unserer Mitte. Er ist da und von ihm geht Segen und Heil aus.

Ich bin der Überzeugung, dass es wichtig und notwendig ist, die staatlichen Vorgaben ernst zu nehmen und so auch umzusetzen. Aber es wird weiter Gottesdienst gefeiert und gebetet. Wir sind auf vielfache Weise miteinander verbunden. Die Glocken läuten zum Gottesdienst werktags und sonntags, jeden Tag um 15.00 Uhr zur Andacht zu unseren Heiligen Leibern, zu den Gebetszeiten unserer Schwestern im Kloster – nehmen wir das sonst wahr, dass sie das jeden Tag tun für Kirche und Welt, für jeden von uns hier?!

Weltweit sind wir eingeladen abends um 19.00 Uhr eine Kerze anzuzünden und ins Fenster zu stellen für ein Vater unser und Gegrüßet seist du, Maria. Das Lesen in der Heiligen Schrift, gerade auch der Texte des Sonntags könnte in dieser Zeit noch mehr entdeckt werden (z.B. mit der Regensburger Sonntagsbitel oder auf www.erzabtei-beuron.de oder www.bibelwerk.de sind gute Hilfen). Gottesdienste werden übertragen aus dem Dom (www.bistum-regensburg.de), im ZDF, auch im Bay. Fernsehen, mit dem wir selber schon vielen Menschen Gutes getan haben, werden für jeden Sonntag Gottesdienstüber-tragungen geplant. Die Morgenfeiern um 10.05 auf Bayern 1 sind vielen vertraut. Auch sie könnten von so manchen neu entdeckt werden. Man kann auf sehr einfache aber schöne Weise mit www.maria-lach.de das Stundengebet der Kirche und damit verbunden die Texte für jeden Tag bei „te-deum-heute“ nutzen. Wir haben wirklich eine Fülle an Möglichkeiten, die wir bewusst in dieser Zeit nutzen sollen und können. Gebt die Infos bitte weiter an Nachbarn und Bekannte! Teilt auch das! Jede und jeder wird für sich etwas finden, das ihm einen Ausblick und Weitblick ermöglicht. Denn darum geht es, mit den Augen eines glaubenden und vertrauenden Herzens sehend zu werden für Gott, der uns nicht im Stich lässt.

Das Evangelium vom heutigen 4. Fastensonntag mit der Heilung eines Blinden meditiert das auf vielschichtige, vielleicht auch etwas komplexe Weise. Da handelt Jesus an einem Blindgeborenen ganz konkret. Er spuckt auf die Erde und macht mit Speichel einen Teig, den der Blinde sich auf die Augen streichen soll, im Teich Schilóach soll er sich waschen, dann kann er sehen. So geschieht es. Die Nachbarn zweifeln das alles an und schließlich bringen sie ihn zu den Pharisäern, denn es war ja ein Sabbat an dem er geheilt wurde. Jesus hat also gegen das Gesetz verstoßen, somit kann er nicht von Gott sein. Man streitet sich, es kommt zu Spaltungen, man will nicht glauben. Nun sollen die Eltern Licht ins Dunkel bringen, die aber letztlich abwiegeln und auf ihren Sohn selbst verweisen. Der wird gegenüber den Pharisäern immer selbstbewusster, ja sogar pfiffig und schließlich zu einem Zeugen: „Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.“ (Joh 9,33) Das ist den Pharisäern zu viel und so stoßen sie ihn aus. Es kommt zu einer erneuten Begegnung des Geheilten mit Jesus und damit zum eigentlichen Ziel der Heilung: „Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.“ (Joh 9, 38)

Heilung und Heil sind nicht voneinander zu trennen. Es geht nicht allein um eine tatsächlich spürbare Veränderung und Wendung zum Guten, sondern immer auch um ein Heilwerden des inneren Menschen, seiner Gedanken, Regungen, Gefühle und Empfindungen. Es geht um ein ganz werden vor Gott und mit den Menschen. Es geht um Glauben als gelebte Beziehung.

Waren wir nicht oft „wie blind“, mit so vielem und so arg wichtigen Dingen beschäftigt, gehetzt, belastet. Wen bzw. was haben wir nicht mehr gesehen oder übersehen? Was wir aus unserem Glauben heraus in diesen Tagen suchen, neu entdecken und tun, muss dieses ganz werden vor Gott und mit unseren Mitmenschen zum Ziel haben. Nicht etwas „weg beten“ oder „magisch abweisen“, sondern mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all unseren Gedanken mit all unserer Kraft Gott suchen und nach ihm fragen, damit wir sehend werden. Denn Glaube das ist Ausblick und Weitblick! Wir vertrauen uns ihm an, legen diese Zeit, diese Welt und jeden Menschen in seine Hände.

In diesen Tagen hört man oft das Wort „Stresstest“ im Bezug auf die Arbeit unserer
verschiedenen sog. systemrelevanten Betrieben und Einrichtungen.
Unser Ministerpräsident Markus Söder sprach vom „Charaktertest“ unserer Gesellschaft.
Für uns wird diese Zeit zum „Glaubenstest“.

Amen! – Ja, so sei es nun!

 

 

Hier finden Sie die Video-Aufzeichnung der Predigt >>>

 

Hier noch ein paar Hinweise:

  1. Bitte vergesst am Sonntag, 29. März 2020 die MISEREOR-Kollekte nicht! Entweder direkt an MISEREOR überweisen oder in einem Kuvert im Pfarrbüro in den Briefkasten werfen. Vergelt’s Gott!

  • In der Basilika liegt ein Anliegenbuch auf. Die Bitten und was sonst die Menschen bewegt, nehmen wir gerne in die Messfeiern und persönliche Beten mit auf.

 

  1. An diesem 4. Fastensonntag werden die kleinen Osterkerzen gesegnet und liegen dann in der Basilika zum Abholen auf. Es wäre ein schönes Zeichen, diese dann am Karsamstag zum Beginn der Osternacht um 21.00 Uhr anzuzünden und ins Fenster zu stellen. Machen wir Waldsassen hell!
  1. Vergelt’s Gott allen, die jeden Tag um 15.00 Uhr oder zu einer anderen Zeit die Fürsprache unserer Heiligen Leiber erbitten, damit unser Glaube in diesen Tagen zu jenem „ganz werden“ vor Gott und mit unseren Mitmenschen werde.