Wie eine „dreifaltige“ Litfaßsäule – die Kapplkirche

Wie eine „dreifaltige“ Litfaßsäule – Eine Wallfahrtskirche lädt zu einer Begegnung mit dem Geheimnis Gottes einDer Brauch des Kreuzverhüllens lässt uns den verborgenen Erlöser neu sehen lernen

Sie ist eine Werbeträgerin: die Kapplkirche der Pfarrei Münchenreuth auf dem Glasberg bei Waldsassen. Wegen ihrer außergewöhnlichen Architektur und dem damit verbundenen Wiedererkennungseffekt ist sie oft das Motiv, wenn es um die Oberpfalz geht. Auf Flyern, Prospekten oder im Internet ist sie als markanter Blickfang für die Region zu sehen. Sie soll Lust machen zu einem Besuch der schönen Gegend und zu den verschiedenen touristischen Attraktionen und Angeboten.
In den Jahren 1685 bis 1689 hat der berühmte Baumeister Georg Dientzenhofer die Kappl als Wallfahrtskirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit nicht nur geplant und gebaut, sondern architektonisch ein Glaubensbekenntnis zum dreieinen Gott geschaffen. Der Rundbau mit den drei Türmen und den drei Kapellen weist schon von außen deutlich darauf hin.

Werbung für Gott?

Mit dem faszinierenden Äußeren der Kappl allein ist es aber nicht getan. Sie wirbt darum hineinzugehen. Innendrin entfaltet sie in den Altären und Deckenfresken, was wir immer wieder im Glaubensbekenntnis sprechen und am Dreifaltigkeitssonntag feiern. Mir geht es jetzt nicht darum, alles zu beschreiben oder zu erklären, was die Kappl innen zeigt, noch um einen Rekrutierungsversuch für mehr Gottesdienstbesucher, sondern um diese Bewegung nach „innen“. Für
eine Annäherung an die anspruchsvolle Aussage unseres Glaubens, dass Gott dreieinig ist, braucht es dieses „Nach-innen-Gehen“. Die Kappl und ihr gestalteter Raum bieten dazu eine Hilfe.

Zwischenraum

Betritt man nämlich die Wallfahrtskirche, dann ist man nicht sofort im Kirchenraum selbst. Da ist zunächst ein Umgang, ein Raum zwischen draußen und drinnen. Auch wenn man als Besucher vielleicht oft sehr zielstrebig in den Kirchenraum
weitergeht, so möchte ich ihn dochals einen Übergang und Raum der Vorbereitung verstehen. Gott zu begegnen, braucht Behutsamkeit, Zeit und Ruhe. Ich darf nun die Welt ein wenig hinter mir lassen, ohne dass ich sie vergessen oder gar verneinen müsste. Ich kann mir bewusst machen, was mich von ihm abhält, was mich umtreibt oder was ich nun zu Gott bringen möchte.

Nach innen

Wenn ich mir dort ein Verweilen und Durchatmen gönne, dann trete ich anders in den Kirchenraum ein. Dann werde ich spüren, dass ich in diese Weite finde, die Gott in drei Personen ist. Bei Gott habe auch ich einen Platz, darf da sein und kann ihm wirklich begegnen, sei es in der Stille beim persönlichen Beten, sei es im Gottesdienst mit der Gemeinde oder bei schöner Musik in einem Konzert. Das führt immer auch ins „Innere“ von Gott. Sein Da-Sein für und mit uns als barmherziger Vater, als Menschenbruder in seinem Sohn und als Geistkraft wird mir zugesagt, darf ich erbitten, zeigt sich mir. Das Bergende der besonderen Architektur und die Vielfalt barocker Glaubensfreude sprechen für sich selbst von dem, was der Dreifaltigkeitssonntag einmal im Jahr auf den Punkt bringt.

Nach außen

Das Patrozinium der Kappl wird gut katholisch sowohl in der Kappl als auch draußen auf dem Platz weitergefeiert. Das gehört zum Weg dieses Festes dazu. Denn wer in das Geheimnis Gottes eintaucht, taucht bei den Menschen wieder auf. Wer nach innen geht und so Gott sucht und findet, geht mit dieser Erfahrung weiter. Wer weiß, vielleicht mache ich so ein wenig Lust auf Gott?

Text/Dekan Thomas Vogl

Wie eine „dreifaltige“ Litfaßsäule – die Kapplkirche